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Vor 25 Jahren: Wie das Niederlausitzer Studieninstitut gegründet wurde

Am 27. August 1991 wurde von den damaligen Landkreisen der Region des ehemaligen Bezirks Cottbus das Niederlausitzer Studieninstitut für kommunale Verwaltung gegründet.

 

Nach der Wende bekamen die brandenburgischen Städte, Gemeinden und Landkreise beim Aufbau einer kommunalen Selbstverwaltung zunächst Unterstützung durch Kommunalbedienstete aus den alten Bundesländern, die hierfür nach Brandenburg entsendet worden waren. Auch hinsichtlich der Aus- und Fortbildung von qualifiziertem Personal, welches in den Verwaltungen eingesetzt werden sollte, kam Unterstützung aus dem „Westen“. Doch sowohl die so genannten „Leihbeamten“, als auch die Hilfe bei der Qualifizierung von zukünftigem Verwaltungspersonal konnten nur Übergangslösungen sein. So sollte die von Seiten des Südwestfälischen Studieninstituts für kommunale Verwaltung in Hagen übernommene Aus- und Fortbildung von Verwaltungsbediensteten im südöstlichen Teil von Brandenburg bereits zum Jahresende 1991 auslaufen.

 

Initiative zur Gründung eines Niederlausitzer Studieninstituts

Schnell zeichnete sich ab, dass diese Aufgabe nur durch ein eigenes Institut bewältigt werden konnte. Bereits mit Schreiben vom 25. März 1991 lud der stellvertretende Landrat des Landkreises Lübben, Walter Kuckertz, Vertreter der Stadt Cottbus und der Landkreise der gleichnamigen Region zu einem Beratungsgespräch nach Lübben ein, in dem es einzig um das Thema „Errichtung eines Studienistitutes für kommunale Verwaltung“ ging. Im Einladungsschreiben heißt es: „(…) zum Aufbau funktionstüchtiger Kommunalverwaltungen ist es zwingend erforderlich, Einrichtungen zur Ausbildung von Nachwuchskräften der Verwaltung zu errichten. (…) Aus diesem Grunde beabsichtige ich, ein Studieninstitut für kommunale Verwaltung zur Ausbildung von Beamtenanwärtern/innen des mittleren nicht technischen Verwaltungsdienstes sowie zur Ausbildung von Verwaltungsfachangestellten zu gründen.“  

In dem am 25. April 1991 durchgeführten Beratungsgespräch konnte sogleich Einigkeit über die Errichtung eines Studieninstituts erzielt werden. Dass man seinerzeit besonderen Wert auf eine eigenständige Bildungseinrichtung für die Kommunalebene legte, verdeutlicht der Hinweis von Walter Kuckertz in seinem Begleitschreiben, mit dem er am 6. Mai 1991 die Sitzungsniederschrift versandte: „Ergänzend ist hierzu anzumerken, dass das Land Brandenburg beabsichtigt, eine Ausbildungseinrichtung für Bedienstete des mittleren Dienstes der gesamten öffentlichen Verwaltung (Landes-, Kommunal- und sonst. öffentliche Verwaltung) zu errichten; sinnvoll hingegen ist jedoch, wie in der Niederschrift dargelegt, eine eigenständige Ausbildung für Kommunalbedienstete.“ 

 

Breite Zustimmung: Gründungsversammlung nach gerade mal vier Monaten

In den nachfolgenden Wochen stimmten die Stadt Cottbus und die Landkreise der Region Cottbus den Entwurf einer „Satzung des Zweckverbandes ‚Niederlausitzer Studieninstitut für kommunale Verwaltung‘“ untereinander ab. Anschließend erfolgten die Beratungen und Beschlussfassungen in den entsprechenden Kreistagen sowie der Stadtverordnetenversammlung Cottbus. Die seinerzeit gefassten Beschlüsse verdeutlichen, dass durchweg die große Notwendigkeit hochqualifizierten Verwaltungspersonals für die Kommunalverwaltungen gesehen wurde. So heißt es in der entsprechenden Begründung des Kreistagsbeschlusses des Landkreises Lübben vom 3. Juli 1991: „Um eine qualitativ gute Verwaltungsarbeit zu garantieren, benötigt die Kommunalverwaltung gut ausgebildetes Personal. (…) Zur Aus- und Weiterbildung derartiger Verwaltungsfachkräfte müssen Aus- und Weiterbildungsstätten geschaffen werden.“ Gleichzeitig wurde erkannt, dass man dieser Aufgabe wesentlich effizienter im Verbund mit anderen Gebietskörperschaften nachkommen könnte. So wird in der Erklärung zur Beschlussempfehlung für den Kreistagsbeschluss in Guben vom 3. Juli 1991 ausgeführt: „Der Aufbau eines Studieninstitutes für kommunale Verwaltung ist für den Landkreis Guben finanziell nicht abzusichern. Unter diesem Gesichtspunkt (…) ist vorgesehen, als Landkreis Guben Mitglied im Zweckverband ‚Niederlausitzer Studieninstitut für kommunale Verwaltung‘ Lübben zu werden.“ 

 

Schließlich fand am Dienstag, den 27. August 1991 um 10:00 Uhr im „Haus der Fortbildung“ in Briesensee - gerade mal vier Monate nach dem Beratungsgespräch - die Gründungsversammlung des neuen Zweckverbandes statt. Die Mitglieder waren damals:

  • Landkreis Bad Liebenwerda
  • Landkreis Calau
  • Landkreis Cottbus
  • Landkreis Finsterwalde
  • Landkreis Forst
  • Landkreis Guben
  • Landkreis Herzberg
  • Landkreis Lübben
  • Landkreis Luckau
  • Landkreis Senftenberg
  • Landkreis Spremberg
  • Stadt Cottbus

 

Beginn des Lehrbetriebs

Das Studieninstitut bezog zunächst ein altes, bereits zu DDR-Zeiten als Schulungseinrichtung genutztes Gebäude am Briesensee. Auf Grund des Alters sowie der dort nur begrenzt vorhandenen Möglichkeiten und Kapazitäten erfolgte jedoch bereits im Dezember 1993 der Umzug in ein Gebäude der TÜV-Akademie in der Bahrensdorfer Straße in Beeskow. Heute verfügt das Niederlausitzer Studieninstitut über zwei Niederlassungen: eine auf der Spreeinsel in Beeskow und eine im Lübbener Ortsteil Steinkirchen. Wie zu Beginn finden auch heute jedoch nicht alle Aus- und Fortbildungsveranstaltungen in den institutseigenen Räumlichkeiten statt: Je nach Organisation wird teilweise auch auf Unterrichtsräume der Zweckverbandsmitglieder zurückgegriffen.         

Bereits am 21. Oktober 1991 startete der 1. Angestelltenlehrgang II in Briesensee mit 27 Teilnehmern. Kurz darauf folgten am 4. November der 1. und 2. Angestelltenlehrgang I in Briesensee mit insgesamt 53 Teilnehmern. Während der Angestelltenlehrgang II dem heutigen Lehrgang zum Verwaltungsfachwirten entspricht und die Qualifizierung für den gehobenen Verwaltungsdienst darstellt, befähigt der Angestelltenlehrgang I für den mittleren Verwaltungsdienst.

Da der Bedarf an gut ausgebildetem Verwaltungspersonal jedoch Anfang der 1990-er Jahre recht hoch war, lag der Schwerpunkt der Aus- und Fortbildungstätigkeit beim Niederlausitzer Studieninstitut zunächst vorrangig darin, beruflichen Seiteneinsteigern mit Hilfe von Anpassungsfortbildungen das „theoretische Rüstzeug“ für die Arbeit in den Kommunalverwaltungen zu vermitteln. Zwischen 1992 und 1996 wurden in diesem Bereich mehr als 1.000 berufliche Quereinsteiger auf die Arbeit in den Kommunalverwaltungen vorbereitet.

 

Bedeutende Absolventen

Im Laufe der letzten 25 Jahre haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunalverwaltungen sich beim NLSI qualifizieren lassen. Einige von den damaligen Absolventen haben es bis ganz an die Spitze einer Gemeinde-, Stadt- oder Kreisverwaltung geschafft. Zu den prominentensten Absolventen des NLSI zählt sicherlich der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Cottbus, Holger Kelch. (Zu einer Auswahl bedeutender Absolventen des NLSI gelangen Sie hier.)

 

 

Ein paar Anekdoten aus 25 Jahren Niederlausitzer Studieninstitut

 

Der dreisteste Betrugsversuch

Neben den vielfachen geglückten und auch nicht geglückten Versuchen, unerlaubte Hilfsmittel in Prüfungen zu Rate zu ziehen, gab es schon kuriose Begebenheiten. Einerseits sind Teilnehmer unglaublich kreativ, was man alles mit Notizen beschreiben kann. - Mittlerweile kennt das NLSI jedoch fast alle Tricks! ;)

 

Bild links:
Die klassische Variante ist zweifelsohne, dass Prüflinge ihre Gesetzessammlung mit unerlaubten Inhalten handschriftlich versehen.

 

Bild rechts:
Wesentlich mehr Aufwand erfordert es, den Spickzettel so geschickt in das Gesetz einzudrucken, dass es auf den ersten Blick kaum auffällt. Der Prüfling benötigt hierbei sowohl ein gutes Auge für die richtige Schriftart und -größe, als auch für Rand- und Zeilenabstände. Keine Sorge: Erwischt wurden die Teilnehmer trotzdem! Wer weiß, vielleicht hätten sie bei einer Werbeagentur die große Karriere gemacht...   

 

Bei den Auszubildenden reicht es mitunter sogar so weit, dass Teilnehmer sich gegenseitig über das Vorhaben des versuchten Betruges beschuldigen (namentlich!). Auch hier war eine Vorablösung notwendig und zwar in der Form, dass alle Teilnehmer die zu verwendenden Gesetze vor Beginn der Prüfung ausheften und auf Heftstreifen fügen mussten.

 

Die dreisteste Urkundenfälschung

Auf Nachfrage eines Behördenleiters wurde doch auffällig, dass der Bewerber nicht die Prüfung mit der Note „sehr gut“ – wie das Zeugnis auswies – bestanden hatte, sondern die Prüfung gar nicht bestanden hatte. Neben den hervorragenden Kopierern gibt es eben doch noch ein Telefon, so ein Pech!

 

Technik die begeistert

Am Standort „Briesensee“ war der Flur nur im leichten Schritttempo zu begehen. Was sonst passierte war nicht schön und konnte stundenlange Arbeit zunichte machen. Ein erhöhtes Schritttempo löste eine Vibration des gesamten Fußbodens aus, was zur Folge hatte, dass die PC´s abstürzten. …sehr unschön!!

Auch der Standort „TÜV-Akademie Beeskow“ hatte so seine Tücken: War es Zeit für das Frühstück, so musste beim Einschalten des Wasserkochers bedacht werden, dass bei gleichzeitigen Betreibens der PC´s die Sicherung aussteigt. Einmal musste Frau Vonau leidig erfahren, dass mehrere Stunden Arbeit immer „zwischengespeichert“ werden sollten, denn das Kaffeewasser hatte zuvor den PC zu Fall gebracht und die Datei in die ewigen „Jagdgründe“ verschoben. Eine Wiederherstellung, wie sie heutzutage vorstatten gehen, gab es damals leider noch nicht.

  

Das Aufregendste

Bei anstehenden Prüfungen kann die Aufregung der Teilnehmer schon mal extreme Folgen haben. So kam es einmal vor, dass ein Prüfling die Scheibe seines Autos einschlug, um noch schnell an die dort eingeschlossene VSV-Gesetzessammlung zu gelangen, die er für die Prüfung dringend benötigte. Ob er seinen Autoschlüssel später doch noch fand, ist nicht überliefert.

Einmal führte eine „verhauene“ Arbeit dazu, dass die Aufsicht nach der Prüfungsarbeit an ihrem Auto abgepasst und bedrängt wurde, man möge die Arbeit doch noch mal kurz herausgeben, weil man jetzt genau wisse, was falsch sei. Eigentlich habe man es ja gewusst, nur beim Schreiben der Arbeit eben nicht!!! 

 

…Es gab auch Lustiges ;)

Bei einem Grillabend in Briesensee ging es heiß her: Dort brachten die Mitarbeiter des NLSI sogar Fensterscheiben zum Schmelzen! Ein großer Grill sollte es sein, der vor einem Bungalow aufgestellt wurde. Leider zu dicht vor einem großen Fenster. Nachdem die leckeren Steaks fertig waren, gab das Fenster nach und zerbarst mit einem lauten Knall. 

 

Die schönsten Tippfehler

Bestellung: (k)alte Getränke, Der Rechtsanwald, ………………

 

„Urgesteine" der Geschäftsstelle

Besonders in Erinnerung dürften einigen der ehemaligen Absolventen sicherlich noch Beate Vonau und Lothar Bodin sein, deren Fleiß und Engagement es zu verdanken ist, dass das Niederlausitzer Studieninstitut zunächst „laufen lernte“ und sich später zu einer Institution in Sachen „kommunale Bildung“ entwickelte.